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“Bekannte Operette mit viel Schwung inszeniert. - Ein kurzweiliger Abend im “Weißen Rößl”

Bereits die zu Gassenhauern gewordenen Lieder des “Weißen Rößl” garantieren einen kurzweiligen Abend. Wenn dann noch eine schwungvolle Inszenierung mit engagierten Schauspielern, Sängern, Tänzern hinzukommt, ist das Operettenglück perfekt. Und so wurde die Premiere des “Weißen Rößl” im Stadttheater begeistert aufgenommen.

Regisseur Andreas Lachnit, ein Liebhaber des Schrill-Überdrehten, bemüht sich in seiner Inszenierung um einen künstlerischen Spagat. Er befreit das nicht als sehr innovativ geltende Genre “Operette” mit viel Witz von allzu großer Verkrustung, hütet sich jedoch davor, die Modernisierungsschraube zu weit zu drehen. Allein das Tempo, mit der die Akteure über die Bühne gehen, rennen, radeln, unterscheidet die Inszenierung von den Klischees, mit denen Operetten oft als betulich abgetan werden. Man muß die leichte Muse nicht mit der Muttermilch augesogen haben, um Zugang zu der herrlich-kitschigen Rößl-Handlung zu finden. Und wer die traditionelle Operette liebt, kann sich auch in der Lachnit- Inszenierung an den bekannten Melodien erfreuen. Pit Witt, als musikalischer Leiter hat die Lieder mit modernen Elementen - von Swing bis Samba - angereichert - ein großes Kompliment geht an den Mindener Musiker und sein Salonorchester. Allerdings: Einen Kultstatus wird die Inszenierung nicht erlangen, dafür fällt sie zu wenig schrill, zu wenig trashig aus. Doch muß ein gewisses Maß an Bodenständigkeit - wenn eine große Spielfreude der Akteure hinzukommt - kein Nachteil sein. Vor allem nicht, wenn ein Schauspieler mit den Comedy-Qualitäten eines Jürgen Morche mitwirkt. Der motzende Morche brillierte als polternder Fabrikant Wilhelm Giesecke. Der Choleriker schimpfte, was die Berliner Schnauze hergab. Den entgegengesetzten Typ verkörperte Christoph Banken als Rechtsanwalt Dr. Siedler. Schlacksig und freundlich (...) Gieseckes Tochter Ottilie (Susanne Eisch), junge Dame, die sich so herrlich freuen kann (...) Zahlkellner Leopold (Kay Rode). Der Schlawiner in Herzensnöten...

Viele Turbulenzen sind dem Happy End im Hotel am Wolfgangsee vorausgegangen. Höhen und Tiefen durchlebten die Menschen im Weißen Rößl - nur für einen ändert sich nichts: den Kellner Gustl (Patric Tavanti). Von Anfang bis Ende muss der Operetten-Underdog Koffer schleppen und Backpfeifen einstecken. Zu befürchten ist, dass der Schauspieler noch vor der letzten Aufführung der Operette ein Heim für geschlagene Männer aufsuchen wird.

Insgesamt bleibt festzuhalten: Für die verschiedenen Rollen bewiesen Jürgen Morche als künstlerischer Leiter und Regisseur Andreas Lachnit ein glückliches Händchen bei der Auswahl der Akteure. Und dem Bühnenbildner Laurentiu Tuturuga gelang es, ein Stück heile Bergwelt ins verregnete Ostwestfalen zu zaubern. Ein prächtig-kitschiger Entwurf - schade nur, daß die Pferde-Atrappe auf der der wortkarge Kaiser (Walter Rommelmann) Einzug hielt, nicht wieherte.

Dafür war die lautstark artikulierte Begeisterung des Publikums um so größer. Die Zusammenarbeit zwischen Stadttheater und Jürgen Morche hat sich somit auch bei den mittlerweile vierten Mindner Musicaltagen bewährt. Und nicht zuletzt, da es im großen Maße und überzeugend gelungen ist, heimische Akteure der Musikschule und der Portabühne mit einzubeziehen, verdienen die Musicaltage auch in den kommenden Jahren eine Förderung.

Westfalen-Blatt 22./23.9.2001

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